EIN TRAINING WIE EIN MASSANZUG
Text: Sebastian Keller
Personal Trainer sind die Massschneider im Fitnessbereich. Die Branche boomt. Die Ostschweiz am Sonntag war bei einer Lektion von Mariella Keller-Bühler dabei.
Sandy und Mariella fädeln ihre Knöchel und Oberschenkel zwischen Gummibänder ein, gehen in die Hocke. Nun hüpfen beide wie Frösche vorwärts. Das Personal Training hat begonnen. «Ich habe mich die ganze Woche darauf gefreut», sagt Sandy – das Duzis gehört zum Training wie die Turnschuhe. Es ist 9 Uhr morgens, der Himmel über Gossau grau, der Boden vor der Sporthalle Buechenwald nass, das Thermometer zeigt 3 Grad an. Bedingungen, bei denen ein warmer Kaffee verlockend wäre, doch Sandys Sinn steht nicht nach einem Heissgetränk, sie will schwitzen, sie will jeden Muskel in ihrem Körper spüren. Ihre Trainerin soll sie an die körperlichen Grenzen bringen. Sie trainieren bei jedem Wetter draussen – ob Schnee, ob Sonnenschein, ob Regen. Nur eine Handvoll Mal in den zwei Jahren verlegten sie das Training nach drinnen, dafür hat Mariella einen Raum. «Die frische Luft regt den Stoffwechsel an», sagt Mariella, «und da die meisten Menschen sowieso den ganzen Tag drinnen sitzen, ist es draussen ideal».
Auf den Kunden zugeschnitten
Eine Personal-Trainerin erstellt für ihre Kunden individuelle Trainings, zeigt jede Übung vor, kontrolliert jede Bewegung. Sie ist die Massschneiderin in der Fitnessbranche. Mariella berechnet pro Stunde rund 120 Franken, im Abo wird’s etwas günstiger. «Das Training ist sehr effizient», sagt Sandy, die auch joggt und in einem Fitnesscenter trainiert. Auf dem Boden vor der Sporthalle liegen die Trainingsutensilien bereit: eine Leiter, Bälle, eine Fitnessmatte und weitere Geräte. Alles Werkzeuge, um den Körper in Form zu halten. Mariella hüpft die Leiter auf dem Boden entlang, wie das Kinder beim Hüpfspiel «Himmel oder Hölle» auf dem Pausenplatz tun – oder zumindest früher taten. Dann ist Sandy an der Reihe. Sie hüpft die Sprossen der liegenden Leiter entlang, sprintet zurück, dann noch einmal – und noch einmal. Ihre Atmung ist hörbar, doch lächeln geht noch. «Noch ein letztes Mal», spornt die Trainerin sie an. Während der Trainingsstunde wird Sandys Puls noch zweimal bei der Leiter-Station in die Höhe gejagt – und dies, obwohl sie sagt: «Diese Übung würde ich alleine nicht machen.» Und da macht sich die Personal-Trainerin bezahlt: Sie ist eine starke Partnerin im Kampf gegen den inneren Schweinehund.
Das Hobby zum Beruf gemacht
Die Gossauerin ist seit zwei Jahren hauptberuflich als selbständige Personal-Trainerin tätig. «Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht», sagt die gelernte Dentalassistentin und spätere Dentalhygienikerin. Sie bietet auch Ernährungsberatungen, Gruppenkurse und Hausbesuche an – so trainiert sie ein Ehepaar um 21 Uhr, wenn die Kinder im Bett sind. Auf dem Markt tummeln sich immer mehr Personal-Trainer. Das bestätigt Anke Kopfmüller, Präsidentin des Schweizer Personal-Trainer Verbands, auf Anfrage. Sie sagt: «Wir erhalten fast wöchentlich Anfragen zur Ausbildung in der Schweiz oder Aufnahmegesuche, die wir aber nicht immer positiv beantworten können.» Die Berufsbezeichnung ist nicht geschützt. «Jeder kann sich so nennen, ohne auch nur eine Ausbildung in diesem Bereich gemacht zu haben», sagt die Verbandspräsidentin. Der Verband achte aber darauf, dass seine Mitglieder einen gewissen Aus-bildungsstandard mitbringen. Wer nicht ausgebildet ist, wird nicht aufgenommen. Zudem erwarte der Verband, dass sich die Mitglieder jährlich weiterbilden. Wie viel Personal Trainer hierzulande ihre Kunden zum Schwitzen bringen, ist schwer zu sagen. Der Verband zählt aktuell rund 130 Mitglieder, wovon der Grossteil selbständig ist oder in einem reinen Personal-Training-Studio arbeitet. Hinzu kommen Fitness-trainer, die in einem Fitnesscenter angestellt sind, und Personal Trainings anbieten.
Acht, neun, zehn
Nun geht es auf dieMatte. «Wir beginnen mit dem Bauch», sagt Mariella. Sandy legt sich hin, streckt die Beine in die Höhe. Die Trainerin stabilisiert ihre Füsse. Dann drückt sie ihr Gesäss zum Himmel. Mariella zählt: «Acht, neun, zehn – und nochmal einen Satz.» Die Personal-Trainerin tippt die Unterschenkel an, wenn Sandy ihre Haltung korrigieren soll. «Jetzt Liegestütze», sagt Mariella. Sandy dreht sich um und macht Liegestütze. Es folgt eine Übung auf den Ellbogen. «Das spürst du im ganzen Körper», sagt Sandy. Nach der Übung sagt sie zwischen zwei tiefen Atemzügen: «Die Pausen sind das Schönste.» Doch diese dauern nie lange, es reicht für einen Schluck Wasser. Es folgen weitere Übungen im Kraft- und Ausdauerbereich. «Yeah», schreit Sandy und streckt beide Arme in die Luft – sie hat das heutige Training geschafft. «Wenn du Erfolge siehst, machst du weiter», sagt Sandy. Zu Beginn konnte sie keine Liegestütze, das ist heute anders. «Das Training darf nicht langweilig sein», sagt Mariella, weshalb sie esWoche fürWoche variiert. Einmal habe sie für Sandy ein Training auf einem Spielplatz organisiert, wo sie mit der Schaukel die Koordination trainiert haben. «Das vergesse ich nie mehr», sagt Sandy.
Tips zum Durchhalten
Personal Trainerin Mariella Keller-Bühler hält ein paar Tips für Personen bereit, die regelmässig trainieren wollen:
Personal Trainer sind die Massschneider im Fitnessbereich. Die Branche boomt. Die Ostschweiz am Sonntag war bei einer Lektion von Mariella Keller-Bühler dabei.
Sandy und Mariella fädeln ihre Knöchel und Oberschenkel zwischen Gummibänder ein, gehen in die Hocke. Nun hüpfen beide wie Frösche vorwärts. Das Personal Training hat begonnen. «Ich habe mich die ganze Woche darauf gefreut», sagt Sandy – das Duzis gehört zum Training wie die Turnschuhe. Es ist 9 Uhr morgens, der Himmel über Gossau grau, der Boden vor der Sporthalle Buechenwald nass, das Thermometer zeigt 3 Grad an. Bedingungen, bei denen ein warmer Kaffee verlockend wäre, doch Sandys Sinn steht nicht nach einem Heissgetränk, sie will schwitzen, sie will jeden Muskel in ihrem Körper spüren. Ihre Trainerin soll sie an die körperlichen Grenzen bringen. Sie trainieren bei jedem Wetter draussen – ob Schnee, ob Sonnenschein, ob Regen. Nur eine Handvoll Mal in den zwei Jahren verlegten sie das Training nach drinnen, dafür hat Mariella einen Raum. «Die frische Luft regt den Stoffwechsel an», sagt Mariella, «und da die meisten Menschen sowieso den ganzen Tag drinnen sitzen, ist es draussen ideal».
Auf den Kunden zugeschnitten
Eine Personal-Trainerin erstellt für ihre Kunden individuelle Trainings, zeigt jede Übung vor, kontrolliert jede Bewegung. Sie ist die Massschneiderin in der Fitnessbranche. Mariella berechnet pro Stunde rund 120 Franken, im Abo wird’s etwas günstiger. «Das Training ist sehr effizient», sagt Sandy, die auch joggt und in einem Fitnesscenter trainiert. Auf dem Boden vor der Sporthalle liegen die Trainingsutensilien bereit: eine Leiter, Bälle, eine Fitnessmatte und weitere Geräte. Alles Werkzeuge, um den Körper in Form zu halten. Mariella hüpft die Leiter auf dem Boden entlang, wie das Kinder beim Hüpfspiel «Himmel oder Hölle» auf dem Pausenplatz tun – oder zumindest früher taten. Dann ist Sandy an der Reihe. Sie hüpft die Sprossen der liegenden Leiter entlang, sprintet zurück, dann noch einmal – und noch einmal. Ihre Atmung ist hörbar, doch lächeln geht noch. «Noch ein letztes Mal», spornt die Trainerin sie an. Während der Trainingsstunde wird Sandys Puls noch zweimal bei der Leiter-Station in die Höhe gejagt – und dies, obwohl sie sagt: «Diese Übung würde ich alleine nicht machen.» Und da macht sich die Personal-Trainerin bezahlt: Sie ist eine starke Partnerin im Kampf gegen den inneren Schweinehund.
Das Hobby zum Beruf gemacht
Die Gossauerin ist seit zwei Jahren hauptberuflich als selbständige Personal-Trainerin tätig. «Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht», sagt die gelernte Dentalassistentin und spätere Dentalhygienikerin. Sie bietet auch Ernährungsberatungen, Gruppenkurse und Hausbesuche an – so trainiert sie ein Ehepaar um 21 Uhr, wenn die Kinder im Bett sind. Auf dem Markt tummeln sich immer mehr Personal-Trainer. Das bestätigt Anke Kopfmüller, Präsidentin des Schweizer Personal-Trainer Verbands, auf Anfrage. Sie sagt: «Wir erhalten fast wöchentlich Anfragen zur Ausbildung in der Schweiz oder Aufnahmegesuche, die wir aber nicht immer positiv beantworten können.» Die Berufsbezeichnung ist nicht geschützt. «Jeder kann sich so nennen, ohne auch nur eine Ausbildung in diesem Bereich gemacht zu haben», sagt die Verbandspräsidentin. Der Verband achte aber darauf, dass seine Mitglieder einen gewissen Aus-bildungsstandard mitbringen. Wer nicht ausgebildet ist, wird nicht aufgenommen. Zudem erwarte der Verband, dass sich die Mitglieder jährlich weiterbilden. Wie viel Personal Trainer hierzulande ihre Kunden zum Schwitzen bringen, ist schwer zu sagen. Der Verband zählt aktuell rund 130 Mitglieder, wovon der Grossteil selbständig ist oder in einem reinen Personal-Training-Studio arbeitet. Hinzu kommen Fitness-trainer, die in einem Fitnesscenter angestellt sind, und Personal Trainings anbieten.
Acht, neun, zehn
Nun geht es auf dieMatte. «Wir beginnen mit dem Bauch», sagt Mariella. Sandy legt sich hin, streckt die Beine in die Höhe. Die Trainerin stabilisiert ihre Füsse. Dann drückt sie ihr Gesäss zum Himmel. Mariella zählt: «Acht, neun, zehn – und nochmal einen Satz.» Die Personal-Trainerin tippt die Unterschenkel an, wenn Sandy ihre Haltung korrigieren soll. «Jetzt Liegestütze», sagt Mariella. Sandy dreht sich um und macht Liegestütze. Es folgt eine Übung auf den Ellbogen. «Das spürst du im ganzen Körper», sagt Sandy. Nach der Übung sagt sie zwischen zwei tiefen Atemzügen: «Die Pausen sind das Schönste.» Doch diese dauern nie lange, es reicht für einen Schluck Wasser. Es folgen weitere Übungen im Kraft- und Ausdauerbereich. «Yeah», schreit Sandy und streckt beide Arme in die Luft – sie hat das heutige Training geschafft. «Wenn du Erfolge siehst, machst du weiter», sagt Sandy. Zu Beginn konnte sie keine Liegestütze, das ist heute anders. «Das Training darf nicht langweilig sein», sagt Mariella, weshalb sie esWoche fürWoche variiert. Einmal habe sie für Sandy ein Training auf einem Spielplatz organisiert, wo sie mit der Schaukel die Koordination trainiert haben. «Das vergesse ich nie mehr», sagt Sandy.
Tips zum Durchhalten
Personal Trainerin Mariella Keller-Bühler hält ein paar Tips für Personen bereit, die regelmässig trainieren wollen:
- Langsam beginnen; zum Beispiel mit regelmässigem Laufen
- Das Training fix einplanen wie eine Mahlzeit
- Mit anderen zusammen trainieren; wer sozial verpflichtet ist, drückt sich weniger
- Realistische Ziele setzen, Schritt für Schritt nehmen
- Sich anspornen – mit der Lieblingsmusik im Ohr oder einem Film vor dem Hometrainer
- Das Training variieren, mal draussen, mal drinnen