VON ORANGEN UND ORGANEN
Text: Nicole Füllemann
Zucker. Genau so allgegenwärtig wie das Lebensmittel selbst, ist die Polemik, die es in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft regelmässig auslöst. Diese ist der Ernährungsberaterin, Personaltrainerin und Dentalhygienikern Mariella Keller-Bühler aus Berufs- und Privatleben vertraut. Die zweifache Mutter weiss, dass ein vernünftiger Umgang mit Zucker sowohl Kopf- als auch Übungssache ist.
In Grossbritannien wird demnächst eine Strafsteuer auf gesüsste Getränke eingeführt, die Waadt ist solchen Ideen zugeneigt. Im Angesicht des aktuellen Ländervergleich der UNO- Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) nicht erstaunlich, denn die Schweizer mögen es süss. Mit rund 159 Gramm konsumieren wir von zugesetztem Zucker, von dem die FAO Lactose und Fructose ausschliesst, nur 7 Gramm weniger als die US-Amerikaner. Konkret bedeutet dieser Wert, dass die meisten die von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen 25 Gramm bereits beim Frühstück überschreiten.
Aus dem Gleichgewicht
«Jeder Organismus verwertet Zucker aufgrund von Erbanlagen und Lebensstil anders», sagt Keller. Einen Freipass für Süssigkeiten und Fast-Food existiere aber für keinen. «Zucker und mit ihm sämtliche isolierten Kohlenhydrate lösen bei ihrer Ankunft im Blut ? wo Zucker bereits wenige Minuten nach seinem Verzehr ankommt? die Produktion einer grossen Menge am Hormon Insulin aus. Dieses verteilt dann den aus der Nahrung stammenden Zucker aus dem Blut an alle Körperzellen und Organe.» Werde davon für den Zuckertransport ständig zu viel produziert, werden Vitamine und Spurenelemente ? selbst wenn ebenfalls im Übermass konsumiert ? darin blockiert, in unsere Zellen zu gelangen. Dieser Mangel führt zu Antriebslosigkeit. Neben der unverbrauchten Energie, die in den Fettspeichern gelagert wird, ist die daraus entstehende Unlust an Bewegung einer der Auslöser für Übergewichtet. Aber auch Freizeitsportler leiden am übermässigen Zuckerkonsum. «Durch die mangelnde Vitaminzufuhr wird dem Körper die nötige Regenerierung extrem erschwert.» Aber das Gefühl der Ausgelaugtheit kann auch andere durch Zucker ausgelöste Gründe haben: Wenn die Bauchspeicheldrüse ständig Insulin ausstösst und daher in den Stress gerät, können Hyperaktivität und Schlaf-störungen folgen. «Über Kurz oder Lang führt das zu Kopfschmerzen bis hin zu Konzentrationsschwächen und Magen?Darmproblemen», sagt Keller. «Der Organismus erleidet einen Leistungsabfall, worunter viele auch psychisch zu leiden beginnen.»
Das Problem ist die Zeit
Aus diesem Grund erscheint es Keller besonders paradox, dass sich in unseren Lebensmittel alle Arten von zugesetztem Zucker wie Dextrose, Maltose oder Gersten-Malzextrakt verstecken. «Der Arbeitgeber möchte leistungsfähige Arbeitnehmer. Für viele bedeutet das auch eine ständige Ver-fügbarkeit», sagt Bühler. Deswegen seien die Mitglieder der Leistungsgesellschaft angewiesen auf schnell verfügbare Kost. «Auch wenn es die Grossverteiler hier-zulande versuchen, bleibt der Zucker selbst in vermeintlich gesunden Produkten wie Jogurth oder Orangensaft als Geschmacks-verstärker oder Haltbarkeitsverlängerer vorhanden», sagt Keller. Ausserdem sei das Vitaminmangelproblem selbst nicht mit dem Verzehr von allen Früchten lösbar. «Vielen Früchten und Gemüsesorten fehlen nach der unnatürlichen Lagerung beim Transport und in Kühlhäusern die Vitamine und Nährstoffe. In dem Fall verspeist man dann auch einfach wieder Zucker in Form von Fructose.»
Gesunde Kost bedeute vor allem Zeitauf-wand. Dabei gehe es nicht nur um die halbe Stunde in der Küche, sondern um die ganze Einstellung zum Lebensmitteleinkauf. «In Gossau schätze ich den direkten Zugang zu den Bauernhöfen und den Wochenmarkt», sagt Keller.
Für Kinder wenig bitter
«In meiner Jugend machte ich mir als Bewegungsfan kaum grosse Gedanken zu meiner Ernährung, da wir nie viel Süsses zu Hause hatten und ich auch fast nie das Bedürfnis danach hatte», erzählt das ehemalige Mitglied des Skiclub und der Leichtathletikgesellschaft in Gossau. Ihre Werte von gemeinsamen Mahlzeiten und wenig Süsskost möchte sie an ihre Kinder weitergeben. «Wir möchten unsere zwei-jährige Tochter direkt in unseren Ernährungsalltag mit einbeziehen. Darum geschieht vom Einkaufen bis zum Kochen alles gemeinsam.» Es sei wichtig , die Kinder mit den oft farbenfrohen Lockstoffen vertraut zu machen. «Den gesunden Umgang mit Süssigkeiten müssen sie ja im Kindergarten oder der Schule selbstständig beherrschen.» Generell sei das richtige Mass entscheidend. So gäbe es auch bei ihr zu Ostern Schoko-hasen. «Aber eben bloss einen. Das Ziel ist, dass die Kinder einen Apfel als genau so fein bewerten wie Gummibärchen oder Schokolade.» Dabei können sich Eltern eine kinderansprechende bunte Aufmachung genau so zu nutze machen, wie es die Lebens-mittelindustrie seit Jahren einsetzt. «Meist ist es einfach: Für Kinder lässt sich ein Rüebli ganz leicht auch zur Flöte umfunktionieren», sagt Keller und lacht.
Alternativen zum Haushaltszucker
Zucker. Genau so allgegenwärtig wie das Lebensmittel selbst, ist die Polemik, die es in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft regelmässig auslöst. Diese ist der Ernährungsberaterin, Personaltrainerin und Dentalhygienikern Mariella Keller-Bühler aus Berufs- und Privatleben vertraut. Die zweifache Mutter weiss, dass ein vernünftiger Umgang mit Zucker sowohl Kopf- als auch Übungssache ist.
In Grossbritannien wird demnächst eine Strafsteuer auf gesüsste Getränke eingeführt, die Waadt ist solchen Ideen zugeneigt. Im Angesicht des aktuellen Ländervergleich der UNO- Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) nicht erstaunlich, denn die Schweizer mögen es süss. Mit rund 159 Gramm konsumieren wir von zugesetztem Zucker, von dem die FAO Lactose und Fructose ausschliesst, nur 7 Gramm weniger als die US-Amerikaner. Konkret bedeutet dieser Wert, dass die meisten die von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen 25 Gramm bereits beim Frühstück überschreiten.
Aus dem Gleichgewicht
«Jeder Organismus verwertet Zucker aufgrund von Erbanlagen und Lebensstil anders», sagt Keller. Einen Freipass für Süssigkeiten und Fast-Food existiere aber für keinen. «Zucker und mit ihm sämtliche isolierten Kohlenhydrate lösen bei ihrer Ankunft im Blut ? wo Zucker bereits wenige Minuten nach seinem Verzehr ankommt? die Produktion einer grossen Menge am Hormon Insulin aus. Dieses verteilt dann den aus der Nahrung stammenden Zucker aus dem Blut an alle Körperzellen und Organe.» Werde davon für den Zuckertransport ständig zu viel produziert, werden Vitamine und Spurenelemente ? selbst wenn ebenfalls im Übermass konsumiert ? darin blockiert, in unsere Zellen zu gelangen. Dieser Mangel führt zu Antriebslosigkeit. Neben der unverbrauchten Energie, die in den Fettspeichern gelagert wird, ist die daraus entstehende Unlust an Bewegung einer der Auslöser für Übergewichtet. Aber auch Freizeitsportler leiden am übermässigen Zuckerkonsum. «Durch die mangelnde Vitaminzufuhr wird dem Körper die nötige Regenerierung extrem erschwert.» Aber das Gefühl der Ausgelaugtheit kann auch andere durch Zucker ausgelöste Gründe haben: Wenn die Bauchspeicheldrüse ständig Insulin ausstösst und daher in den Stress gerät, können Hyperaktivität und Schlaf-störungen folgen. «Über Kurz oder Lang führt das zu Kopfschmerzen bis hin zu Konzentrationsschwächen und Magen?Darmproblemen», sagt Keller. «Der Organismus erleidet einen Leistungsabfall, worunter viele auch psychisch zu leiden beginnen.»
Das Problem ist die Zeit
Aus diesem Grund erscheint es Keller besonders paradox, dass sich in unseren Lebensmittel alle Arten von zugesetztem Zucker wie Dextrose, Maltose oder Gersten-Malzextrakt verstecken. «Der Arbeitgeber möchte leistungsfähige Arbeitnehmer. Für viele bedeutet das auch eine ständige Ver-fügbarkeit», sagt Bühler. Deswegen seien die Mitglieder der Leistungsgesellschaft angewiesen auf schnell verfügbare Kost. «Auch wenn es die Grossverteiler hier-zulande versuchen, bleibt der Zucker selbst in vermeintlich gesunden Produkten wie Jogurth oder Orangensaft als Geschmacks-verstärker oder Haltbarkeitsverlängerer vorhanden», sagt Keller. Ausserdem sei das Vitaminmangelproblem selbst nicht mit dem Verzehr von allen Früchten lösbar. «Vielen Früchten und Gemüsesorten fehlen nach der unnatürlichen Lagerung beim Transport und in Kühlhäusern die Vitamine und Nährstoffe. In dem Fall verspeist man dann auch einfach wieder Zucker in Form von Fructose.»
Gesunde Kost bedeute vor allem Zeitauf-wand. Dabei gehe es nicht nur um die halbe Stunde in der Küche, sondern um die ganze Einstellung zum Lebensmitteleinkauf. «In Gossau schätze ich den direkten Zugang zu den Bauernhöfen und den Wochenmarkt», sagt Keller.
Für Kinder wenig bitter
«In meiner Jugend machte ich mir als Bewegungsfan kaum grosse Gedanken zu meiner Ernährung, da wir nie viel Süsses zu Hause hatten und ich auch fast nie das Bedürfnis danach hatte», erzählt das ehemalige Mitglied des Skiclub und der Leichtathletikgesellschaft in Gossau. Ihre Werte von gemeinsamen Mahlzeiten und wenig Süsskost möchte sie an ihre Kinder weitergeben. «Wir möchten unsere zwei-jährige Tochter direkt in unseren Ernährungsalltag mit einbeziehen. Darum geschieht vom Einkaufen bis zum Kochen alles gemeinsam.» Es sei wichtig , die Kinder mit den oft farbenfrohen Lockstoffen vertraut zu machen. «Den gesunden Umgang mit Süssigkeiten müssen sie ja im Kindergarten oder der Schule selbstständig beherrschen.» Generell sei das richtige Mass entscheidend. So gäbe es auch bei ihr zu Ostern Schoko-hasen. «Aber eben bloss einen. Das Ziel ist, dass die Kinder einen Apfel als genau so fein bewerten wie Gummibärchen oder Schokolade.» Dabei können sich Eltern eine kinderansprechende bunte Aufmachung genau so zu nutze machen, wie es die Lebens-mittelindustrie seit Jahren einsetzt. «Meist ist es einfach: Für Kinder lässt sich ein Rüebli ganz leicht auch zur Flöte umfunktionieren», sagt Keller und lacht.
Alternativen zum Haushaltszucker
- Kokosblütenzucker
- Datteln oder Pflaumen
- Stevia und Xylit
- Zuckerrohrmelasse
- Ahornsirup